Finow | Messingwerksiedlung & Wasserturm

Als ich vor ein paar Wochen den Berliner Ortsteil Rahnsdorf in der Nähe des Müggelsees erkundete, entdeckte ich zwei aus Kupfer gebaute Häuser. Bei meiner Recherche dazu stieß ich auf die Messingwerksiedlung in Finow bei Eberswalde und das Museum im Wasserturm, der noch bis 1964 die Umgebung mit Trinkwasser versorgte.

Unter der Woche ist das Gebäude nur auf Anfrage geöffnet. Herr Laffert antwortet mir sehr schnell und schließlich rolle ich auf einer meiner Entdeckungstouren ein gutes Stück nach Brandenburg hinein. Herr Laffert entwickelte zusammen mit weiteren Geschichtsinteressierten schon in den 90er-Jahren eine Ausstellung im ehemaligen Schulgebäude der Siedlung, anschließend gründete sich der “Förderverein Finower Wasserturm und sein Umfeld”. Entsprechend viel Interessantes hat er zu berichten, als ich ihn am Turm treffe.

Schon vor gut 300 Jahren bildete sich im Finowtal das industrielle Zentrum der Mark Brandenburg

Erst arbeitete hier ein Blechhammer, dann wurde um 1700 das erste Messingwerk der Gegend in Heegermühle gegründet. Dort wurden von Draht, Stecknadeln und Nägeln bis hin zu Kaffeekannen und Glocken die unterschiedlichsten Materialien und Güter gefertigt. Besonders umsatzstark waren Näpfchen, die zum Ziehen von Patronenhülsen dienten.

Heegermühle? So hieß das Dorf hier früher, dann wurde es Ende der 1920er-Jahre mit der neugegründeten Messingwerksiedlung zusammengelegt und zu Finow. Inzwischen gehört es als Finow-Eberswalde zur etwas weiter den Treidelweg entlang liegenden Stadt Eberswalde.

Der Blick vom Wasserturm geht weit ins Land hinein

Sogar der Fernsehturm am Alexanderplatz soll an manchen Tagen zu erkennen sein. Am Fuße des Wasserturm liegt eine kleine Siedlung von Kupferhäusern. Es sind Musterhäuser, die in den 1920er-Jahren vom damaligen Betreiber Hirsch Kupfer- und Messingwerke entwickelt und leider nur wenige Jahre gebaut wurden. Dann kam die Weltwirtschaftskrise und später wurden das Material und die Messingwerke für die militärische Nutzung gebraucht.

Die Berliner Büros der Hirsch Kupfer- & Messingwerke AG lagen in der Hardenbergstraße 43. Als Walter Gropius am Bauhaus eine Zeitlang die Gestaltung der Kupferhäuser übernahm wurde die Deutsche Kupferhaus Gesellschaft am Standort Unter den Linden 65 gegründet.

Und noch mehr Berlin-Bezüge sind in Finow zu finden:

Gustav Hirsch und seine Frau Lea sind auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee begraben. Und den Finowkanal überspannt mit der Teufelsbrücke eine Treidelbrücke, die einst in Berlin Teil der Weidendammer Brücke war.

Mit Fahrrad & den öffentlichen Verkehrsmitteln von Berlin nach Finow

Ein Besuch dort lohnt sich sehr und lässt sich in Kombination von Fahrrad und Zug sehr gut machen. Von Bernau geht es über Finowfurt nach Finow. Dann den Treidelweg entlang bis Eberswalde zum Bahnhof. Oder einfach die ganze Strecke mit dem Rad fahren, die Wege sind - bis auf wenige Pflasterstrecken - gut ausgebaut.

Hier gibt es weitere Informationen zum Regionalmuseum Finower Wasserturm.

BrandenburgWiebke Wiechell