Kladow & Gatow

Von der BVG-Fähre, mit der es über den Wannsee nach Kladow geht, führt der Weg schnurgerade hoch zum alten Dorfkern. Die Kirche und das Schulgebäude stehen noch in der Nähe von Einkaufszentrum und neuer Bebauung. Nebenan, wo der BVG-Bus in der Wendeschleife wartet, sind ein paar Wohnhäuser aus dem Ende des vorletzten Jahrhunderts zu finden.

Finnische Holzhäuser

Über den Ritterfelddamm geht es am Rande von Feldern in Richtung Groß Glienicker See. In der Ferne sind die Häuschen der Finnenhaussiedlung zu sehen, die in den 50er-Jahren per Tauschgeschäft nach Kladow gelangten. Finnland schuldete den USA Reparaturzahlungen, die USA wollten Berlin dringend benötigten Wohnraum spenden. So begründeten Fertigbauteile aus Helsinki diese Siedlung. Bereits während des Krieges waren finnische Fertighäuser nach Deutschland geliefert worden, um in der Nähe von Rüstungsfabriken Unterkünfte für die Arbeitenden zu schaffen.

Mauerstreifen im Gutspark Groß Glienicke

Kurz danach geht es links durch das märchenhaft anmutende Spandauer Tor über holpriges Kopfsteinpflaster in den Gutspark Groß Glienicke hinein. Otto Wollank hieß der letzte, in Pankow geborene, Gutsbesitzer. Jetzt weiß ich endlich, woher der Name von Straße und S-Bahn-Station in Pankow stammt. Auf einer Wiese am Ende des Weges stehen Grenzanlagen aus Zeiten der deutschen Teilung: Ein sich lang hinziehender Metallzaun, ein Mauerstück, Pfosten bis zum Wasser des Groß Glienicker Sees, in dessen Mitte die Grenze verlief.

Flugplatz Gatow in Kladow & der Golfplatz der Briten

Am Rande von Neubaugebieten rollen wir zum Flugplatz Gatow, der nach einer Gebietsreform jetzt jedoch auf Kladower Gebiet liegt. Eine Zeitlang war er Teil sowohl der sowjetischen als auch der britischen Besatzungszone. Deshalb kam es zum Gebietstausch. Die Briten erhielten mehr Fläche hier, dafür gaben sie West-Staaken an die Sowjets ab. Zu Staaken und seiner Geschichte bald mehr in einem extra Artikel. 

Die Ausstellung auf dem Flugfeld ist weitläufig und darf per Fahrrad erkundet werden. Bedrückend wirken die vielen militärischen Flugzeuge und Hubschrauber auf mich. Ein Rosinenbomber der Australian Air Force und Informationen zur Luftbrücke lockern die Stimmung auf. Ebenso die beiden Besucher, die mit ihren bunten Rollkoffern auf dem Rollfeld unterwegs sind. 

Seit 1994, mit Abzug des britischen Militärs, ist der in den 20er-Jahren gegründete Flughafen nicht mehr in Betrieb. Beate Uhse gelang von hier der Flug aus dem eingekesselten Berlin, die Anreise zur Potsdamer Konferenz erfolgte über diesen Flughafen und die Queen nutzte ihn als Start- und Landeplatz für ihre Besuche in Berlin. Sehr britisch auch der riesige Golfplatz, der 1969 für die hier stationierten Militärangehörigen eröffnet wurde. 

Zurück ans Wasser und nach Alt-Gatow

Über den Park und das Gutshaus von Neukladow, das seit einiger Zeit stückchenweise restauriert wird, und nach einem ausgedehnten Blick über die Havel geht es am Wasser entlang. Badestellen und Vereinshäuser auf der einen Seite, Kleingärten und Zeltplätze auf der anderen.

In Richtung Alt-Gatow führt der Radweg an Feldern der solidarischen Landwirtschaft SpeiseGut vorbei zum Dorfkern des heutigen Berliner Ortsteils Gatow. Die Feldsteinkirche und wenige Gehöfte zeugen von der langen Geschichte des Dorfes seit seiner Gründung im 13. Jahrhundert. In der alten Feuerwache verkauft SpeiseGut seine Ernte.

Der Weg zurück ans Ufer führt am weitläufigen Gelände der weiß getünchten Villa Lemm vorbei. Otto Lemm produzierte Schuhputzmittel, die offenbar so begehrt waren zu Beginn der 1900er-Jahre, dass er sich das Anwesen am Havelufer leisten konnte. In dieser Mischung aus englischem Landhaus und italienischer Gartengestaltung residierte nach 1945 bis zur Wiedervereinigung der britische Stadtkommandant von Berlin.

Die Suche nach dem Jaczo-Turm und seiner Geschichte findet ihr in Kürze auf den Kurznachrichten-Kanälen Instagram und Facebook.
Danke an Stadtführer Claas für die unterhaltsame und kundige Begleitung mit Stopps an Stellen, die mir entgangen wären auf dieser Tour.