Müggelheim | Krampenburg
Wer mit der Fähre von Schmöckwitz aus nach Müggelheim übersetzt, dem fallen als erstes die idyllisch am Ufer gelegenen Häuschen ins Auge. An manchen Stellen führen Leitern ins Wasser. Menschen sitzen in Liegestühlen in ihren blühenden Gärten. Sobald die Halbinsel umrundet und die Hausboote an der Kuhlen Wampe in der Bucht zu sehen sind, rückt die Ruine eines größeren Gebäudes ins Blickfeld.
Am Ende des Weges, der zur Spitze von Müggelheim führt, wo die Gewässer von Großer Krampe und Langem See zusammentreffen, steht ein geschlossenes Tor. Darüber ein großes Schild, das auf die Interessengemeinschaft Krampenburg e.V. hinweist. Ich fürchte schon, wieder umkehren zu müssen. Es sieht nach einem Privatgelände aus. Aber da entdecke ich ein Stückchen weiter rechts ein kleineres Tor und ein weiteres Schild: “Wanderweg. Radfahren verboten.”. Das wurde bestimmt nicht nur für die Bewohner der Häuschen aufgestellt. Ich schiebe das Tor auf und treffe als erstes auf eine Entenmutter mit ihren Küken, die im Gras hocken. Es stehen Bäume am Ufer, Blüten ranken sich aus den Gärten der teilweise aus dunklem Holz gebauten Lauben. Treppen führen auf einen schmalen Weg zu den etwas höher auf dem hügeligen Gebiet gelegenen Gebäuden. Ich werde zwar neugierig beäugt, aber auch freundlich gegrüßt. Ein paar Stufen führen wieder hinunter und ich stehe vor einem verlassenen Servierwagen. Fast malerisch ist er vor der Ruine drapiert worden. Neugierig streife ich weiter zwischen den Häusern umher, wo in einem neueren Bau Gemeinschaftsräume für Feiern und Versammlungen des Vereins eingerichtet sind. Eine breite Treppe führt mich wieder auf den Uferweg. Hinter dem verblichenen und rostigen Hinweisschild auf die Gaststätte steht ein Zaun vor dem überwucherten Gelände. An dieser Stelle gab es sicherlich einmal eine Anlegestelle für die Schiffe, mit denen Gäste hier eintrafen. Ein Stück weiter ist noch der Turm der ehemals prächtigen Anlage Krampenburg zu erkennen.
Vom Publikumsmagneten zur rustikalen Gaststätte
Wie schön muss es in dem Biergarten der Gaststätte gewesen sein, die noch bis in die Mitte der 70er-Jahre bestand. Soweit reicht meine Vorstellungskraft. Aber beinahe unvorstellbar ist für mich, was sich in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, kurz nach dem Bau von 1906, hier abspielte. Mit viel Phantasie sehe ich sie vor mir: Bis zu dreitausend Menschen vergnügten sich auf einer Art Rummelplatz, es gab Schießbuden, Kegelbahnen und Karussells. Der riesige Festsaal muss einer bombastischen Bühnendekoration geähnelt haben. Leider habe ich dazu kein Bildmaterial finden können. Nur ein paar alte Postkarten gibt es, die hauptsächlich Außenaufnahmen aus neuerer Zeit abbilden. Bei einem Brand wurde der Festsaal zerstört und der Gründer Robert Voigt kam dabei ums Leben. Seine Söhne, Voigts Erben, führten den Betrieb fort.
Verkauf der Krampenburg an die “VEB Schwarzbau”
Ich laufe auf dem Uferweg um die Halbinsel herum und stehe wieder vor der Ruine. Auf dieser Seite ist zu erkennen, was nach dem Verkauf durch die letzten Eigentümer der Gaststätte geschah. Merkwürdige neuere Mauerreste sind zu erkennen. Ich spreche einen vorbeilaufenden Bewohner an. Er erzählt, dass ein Großbetrieb aus Thüringen übernahm und eine Ferienanlage für seine Arbeiter einrichten wollte. Ohne Genehmigung wurde ein großer Teil des alten Baumbestandes gefällt und Schwarzbau betrieben. Glücklicherweise konnten diese Vorgänge gestoppt werden. “Der Bauherr hat bis nach der Wende gesessen”, sagt er. Aber die Ruine wird bleiben. Zu teuer ist es, sie abzureißen. Die Nutzungsvorgaben lassen nur einen kleinen Kiosk oder ähnliches zu, was eine Renovierung nicht lohnt. Denn den gibt es schon auf dem Zeltplatz Kuhle Wampe. Glücklicherweise kümmert sich die Interessengemeinschaft Krampenburg e.V., ein Verbund der Laubenbewohner und des ansässigen Anglervereins, liebevoll um ihre Krampenburg. Eine schön bebilderte Historie des Geländes habe ich im Müggelheimer Boten gefunden.